TRAUER UM BETTINA JUNGE
Bis zuletzt war sie in allen künstlerischen und organisatorischen Belangen unermüdliche und entscheidende Impulsgeberin: Bettina Junge, Flötistin und künstlerische Leiterin des von ihr 1997 mitbegründeten, in Berlin ansässigen ensemble mosaik. Ihre musikalische Neugier und Experimentierfreude, ihr Ideenreichtum bei der Konzeption von Ensembleprojekten und Konzertreihen in Verbindung mit ihren höchsten Qualitätsansprüchen bei der Präsentation aktueller Musik waren für den internationalen Erfolg des ensemble mosaik ausschlaggebend. Darüber hinaus hat ihr feines Gespür für Zwischenmenschliches und ihre Bereitschaft, sich jederzeit für alle Belange des ensemble mosaik einzusetzen den starken und stabilen Zusammenhalt in siebenundzwanzig Jahren gemeinsamer Arbeit erst möglich gemacht.
1968 in Köln geboren, hat Bettina Junge in Berlin neben ihrem Hauptfach Flöte auch Musikwissenschaft, Philosophie und Instrumentalpädagogik studiert. Vor allem mit dem ensemble mosaik trat sie bei vielen renommierten Festivals für zeitgenössische Musik weltweit auf und wirkte bei zahlreichen Rundfunkaufnahmen und CD-Produktionen mit. Als Interpretin hatte sie sich im Juni 2023 von der Konzertbühne verabschiedet: mit der Uraufführung von lucid dreaming für Flöte solo von Liza Lim. Die Beschäftigung mit der Musik zahlreicher Komponist*innen vor allem der jungen Generation inspirierte sie immer wieder auch zu eigenen Kompositionen. Ihr kulturpolitisches Engagement erwies sich unter anderem in ihren jahrelangen Vorstandstätigkeiten bei der Berliner Gesellschaft für Neue Musik und der initiative neue musik Berlin, die die Interessen der freien Szene der zeitgenössischen und aktuellen Musik in Berlin vertritt.
Alle Musiker:innen und das Organisationsteam des ensemble mosaik werden Bettina Junges Andenken bewahren und die gemeinsame Arbeit auf den vielen Spuren, die sie mit ihrem jahrzehntelangen Engagement in die Zukunft gelegt hat, in ihrem Geiste fortführen. Am 17.7.2024 hat sie nach langer schwerer Krankheit, von der sie sich im Geist niemals hat beugen lassen, ihre letzte Ruhe gefunden.
Michael Zwenzner