Steven Kazuo Takasugis Sideshow geht zurück auf die dunklen Nebenschauplätzen der Vergnügungsparks von Coney Island zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Musiktheater für Kammeroktett, Elektronik und Playback ist eine Meditation über Virtuosität, Freakshows, Unterhaltung, Jahrmarktspektakel, Business und die Opfer, die man bringt, um in der Welt zu überleben. Sideshow ist extrem, grotesk, zuweilen übertrieben theatralisch, und doch wird es durch eine rücksichtslose Selbstbeschränkung gerettet. Komisches, Seltsames, Melodramatisches kann sich ergeben, ist aber nie das Ziel. Im Gegenteil: Es ist ein extrem strenges Theater, eher verwandt mit dem japanischen Nô-Theater oder einer traditionellen Teezeremonie. Sechs Aphorismen des Wiener Satirikers Karl Kraus durchziehen es als Subtext.
„Ein Gourmet sagte mir: was die Crême der Gesellschaft anlange, so sei ihm der Abschaum der Menschheit lieber.“
„Wenn Tiere gähnen, haben sie ein menschliches Gesicht.“
„Der Fortschritt macht Portemonnaies aus Menschenhaut.“
„In einen hohlen Kopf geht viel Wissen.“
„Die Technik ist ein Dienstbote, der nebenan so geräuschvoll Ordnung macht, daß die Herrschaft nicht Musik machen kann.“
„Wien hat eine schöne Umgebung, in die Beethoven öfter geflüchtet ist.“
ensemble mosaik Bettina Junge – Flöte, Christian Vogel – Klarinette, Martin Losert – Saxofon, Ernst Surberg – Klavier, Chatschatur Kanajan – Violine, Karen Lorenz – Viola, Mathis Mayr – Cello, Niklas Seidl – Performance / Schlagzeug / Bassgitarre, Arne Vierck – Klangregie, Elektronik
Christian Kesten – Regie