VERSCHOBEN /// documentation in music

26. Februar 2021 / 20:00

St. Elisabeth-Kirche
Invalidenstraße 4A
Berlin

Ökologische, soziologische und historische Forschung sind die Ausgangspunkte von drei neuen Werken, die für das Konzert documentation in music entstanden sind. Die Komponistinnen Karen Power, Katharina Rosenberger und Laurie Schwarz verorten darin aktuelle Zustände, indem sie sie mit verschiedenen Kontexten konfrontieren. Virtuelle Reisen an die entlegensten Gegenden der Welt relativieren dabei den realen Ort, starke Frauenstimmen aus der Vergangenheit schärfen das Profil aktueller feministischer Akteurinnen und an gegensätzlichen Metropolen werden die sehr individuellen Verläufe von Gentrifizierungsprozessen nachvollzogen.
documentation in music bietet ein Einblick in Ausschnitten zu abendfüllenden Werken, die in den Jahren 2021 und 2022 zur Uraufführung kommen. Sein forschender Ansatz ist die Umwandlung der pandemiebedingt frei gewordenen Zeiträume in eine produktive Arbeitsperiode, die auf Künftiges blickt.

Urban Morphologies thematisiert den sozioökonomischen Strukturwandel anhand ausgewählter Metropolregionen. Zusammen mit der Videokünstlerin Betina Kuntzsch verbindet die Komponistin Katharina Rosenberger darin Archivmaterial mit kompositorischen Elementen und Oral History. Musiker*innen und Stadtraum verschmelzen in der Arbeit zu einer Performance mit installativem Zentrum. Urban Morphologies – Issue #11/20 konzentriert sich auf Berlin. Ab 2021 wir das Werk um Material zu Los Angeles und verschiedenen Schweizer Großstädten erweitert.
Outtakes from the Dangerous Women Files ist eine fortlaufende Werkreihe von Laurie Schwartz, die geschichtliche Fäden aus Kunst, Kultur und Politik aufnimmt und mit der Gegenwart verknüpft, indem sie sie im Prisma historisch bedeutsamer Frauen reflektiert. #1 the heroines kreuzt eine berüchtigte Dada-Dichterin mit einer ihrer politisch engagierten Zeitgenossinnen. #2 the deeds fokussiert auf eine militanten Suffragette.
Auf Forschungsreisen hat Karen Power an den entlegensten und alltäglichsten Orten der Erde die Natur mit Kamera und Mikrofon erkundet. …when one duck leaves the row… verarbeitet das dokumentarische Material zu einer Performance, in der sich Ensemble und Publikum zwischen realen und erfundenen Umgebungen bewegen, die mikroskopische Reflexionen und distanzierte Beobachtungen ermöglichen, neue Arten des Erlebens und Seins in der Welt eröffnen. Wir sind umgeben von Realitäten und Hyperrealitäten, die unsere Selbstverortung fordern, das Überleben und unsere Ortsabhängigkeit thematisieren. Jeder Ort ist fremd für irgendwen.

PROGRAMM

Katharina Rosenberger / Betina Kuntzsch: Urban Morphologies – Issue #11/20 (2020) für Ensemble, Elektronik & Video – UA

Laurie Schwartz: Outtakes from the Dangerous Women Files – #1 the heroines (2018/20) für Performerin, Video, Playback, verstärkte Bassflöte, Violine, Cello & Elektronik – UA

Laurie Schwartz: Outtakes from the Dangerous Women Files – #2 the deeds (2020) für Tänzerin, Video, Playback, verstärkte Bassflöte, Violine, Cello & Elektronik – UA

Karen Power: …when one duck leaves the row… (2020) für Ensemble, Fieldrecordings & Video – UA

ensemble mosaik
Bettina Junge – Flöte, Simon Strasser – Oboe, Christian Vogel – Klarinette, Ernst Surberg – Klavier / Keyboard / Turntables, Chatschatur Kanajan – Violine, Karen Lorenz – Viola, Arne Vierck – Klangregie, Eckehard Güther – Videotechnik

Anna Clementi – Stimme
Katie Kelly – Tanz

Marco Accardi – Programmierung Elektronik Laurie Schwartz
Ernst Surberg – Programmierung augmentierte Instrumente